Der Goldene Bremsklotz
Rote Karte für Informationsverhinderer
Seit 2014 zeichnet das Recherchenetzwerk investigativ.ch die grössten Informationsverhinderer mit dem Schmähpreis Goldener Bremsklotz aus.
Wer in der Schweiz kritische Geschichten recherchiert, weiss, was es heisst, anzurennen und aufzulaufen. Pressestellen, PR-Berater und Behörden finden regelmässig einen Grund, warum es gerade nicht möglich sei zu informieren. Meist sind die Absagen freundlich. Manchmal wird schamlos gelogen. Und gelegentlich wird es total absurd: «Wir helfen ihnen ja gerne. Aber….». Dann folgt der Hinweis, dass die Bearbeitung dieses Einsichtsgesuches eine Gebührenrechnung von über 100‘000 Franken zur Folge hätte.
Den Spiess umdrehen
Meist bleibt dem Journalisten oder der Journalistin nach einer solchen Antwort nur der Frust, die Faust im Sack oder der Gang vor Gericht. Das will das Schweizer Recherchenetzwerk investigativ.ch ändern. Deshalb haben wir den Schmähpreis für Informationsverhinderung ins Leben gerufen, den Goldenen Bremsklotz. Seit 2014 rufen wir Schweizer Journalistinnen und Journalisten auf, uns Fälle zu melden Das grosse Echo zeigt, dass es diesen Preis tatsächlich braucht.
Die Verwaltung spielt auf Zeit
Viele Fälle sind einigermassen unspektakulär. Die Verwaltung spielt auf Zeit. Hofft, dass Anfragen schlicht und einfach versanden, wenn man sie ablehnt. Dann gibt es auch Fälle, die herausstechen, weil sie besonders dreist sind. Zum Beispiel die Wirtschaftskammer Baselland, die kritische Journalisten persönlich angriff und diffamierte. Oder das Bundesamt für Landwirtschaft, das dem «Beobachter» für eine Anfrage Gebühren von 275‘000 Franken in Aussicht stellte. Dafür hat das Amt 2014 den allerersten Goldenen Bremsklotz erhalten.
Auch ein politischer Kampf
Der Goldene Bremsklotz soll nicht einfach Einzelfälle anprangern. Es geht Investigativ.ch auch darum, für gute politische Rahmenbedingungen zu kämpfen. So ging der Goldene Bremsklotz 2018 an den SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor. Er wollte mittels einem parlamentarischen Vorstoss sämtliche Strafbefehle zur Geheimsache erklären. Er hätte damit einen grossen Teil der Schweizer Justiz der öffentlichen Kontrolle entzogen.
Debatten lancieren
Dem Vorstand von investigativ.ch ist wichtig, mit dem Goldenen Bremsklotz Recherchehindernisse und ihre Folgen aufzuzeigen. Leider haben bislang nur zwei der bisherigen Preisträger ihren Goldenen Bremsklotz an der Preisverleihung von investigativ.ch persönlich entgegengenommen und sich den kritischen Fragen gestellt. Doch auch ohne ihre Präsenz versucht das Recherche-Netzwerk mit dem Preis sein Ziel zu erreichen: Informationsverhinderung zum Gegenstand der Debatte machen.
Goldener Bremsklotz 2023
Unter Karin Keller-Sutter hat der Bundesrat die Hintergründe der Übernahme der Credit Suisse zur Geheimsache erklärt.
Goldener Bremsklotz 2022
Die Direktorin des Bundesamts für Gesundheit, Anne Lévy, lässt Impfstoffverträge schwärzen und verhindert Transparenz.
Goldener Bremsklotz 2021
Der Glarner FDP-Ständerat Thomas Hefti will ein Gesetz verschärfen, um die Verhinderung missliebiger Artikel zu vereinfachen.
Goldener Bremsklotz 2020
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) weigerte sich hartnäckig, Daten über die Corona-Kredite herauszugeben.
Goldener Bremsklotz 2019
Jørgen Bodum hat eine Journalistin wegen Hausfriedensbruch verzeigt. Sie betrat für eine Reportage seine besetzte Villa in Luzern.
Goldener Bremsklotz 2018
Der Walliser SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor wollte alle Strafbefehle und Einstellungsverfügungen für geheim erklären.
Goldener Bremsklotz 2017
Das Bundesstrafgericht hat einen Journalisten verurteilt, weil er auf Mängel beim E-Voting aufmerksam machte und zweimal abstimmte.
Goldener Bremsklotz 2016
Nationalratspräsidentin Christa Markwalder (FDP) versuchte über die Chefetage, kritische Artikel zu verhindern.
Goldener Bremsklotz 2015
Der PR-Berater Sacha Wigdorovits hat die Öffentlichkeit im Fall Geri Müller über seine Rolle mehrmals belogen.
Goldener Bremsklotz 2014
Das Bundesamt für Landwirtschaft forderte von einem Journalisten die Rekordsumme von 275.000 Franken für die Bearbeitung einer Anfrage.