Rückblick auf die Jahreskonferenz 2023

Spannende Diskussionen, lehrreiche Workshops und ein Austausch über die Redaktionsgrenzen hinweg: Am Freitag 9. Juni 2023 fand in Bern die grosse Jahreskonferenz von investigativ.ch statt. Dieses Jahr widmete sich das Recherche-Netzwerk dem Journalismus in politisch brisanten Zeiten.

Fotos: Ⓒ Raphael Hünerfauth

2023 ist das Jahr der eidgenössischen Wahlen. Deshalb widmete das Recherche-Netzwerk investigativ.ch ihre diesjährige Jahreskonferenz dem Politjournalismus: Wie recherchieren Journalistinnen und Journalistinnen rund um Parlamente und Behörden? Wie schauen sie Politikerinnen und Politikern auf die Finger? Wie können sie eigene Akzente setzen und auch mit beschränkten Mitteln Scoops erzielen?

Trotz heissem Sommerwetter fanden sich rund 50 Gäste aus allen Ecken der Schweiz und den unterschiedlichsten Redaktionen zu diesem Anlass in Bern ein. „Wir sind hocherfreut zu sehen, dass in diesem Land so viele engagierte Recherchejournalisten und -journalistinnen daran arbeiten, Missstände aufzudecken“, so Co-Präsident Marc Meschenmoser.

Die aktuellen Themen Pandemie, Krieg, Inflation beschäftigen die Journalistinnen und Journalisten: „Wir leben in einer politisch brisanten Zeit. Jetzt ist guter Journalismus umso wichtiger, um der Politik auf die Finger zu schauen“, sagte SRF Rundschau-Moderatorin Franziska Ramser in ihrer Keynote.

In den anschliessenden Workshops erhielten die Teilnehmenden wertvolle Praxis-Tipps und Inputs zu Recherchemethoden. So erklärte etwa Martine Clerc von der RTS, wie sie die Steuer-Affäre von Valérie Dittli, der bis zu ihrer Wahl in Zug wohnhaften Waadtländer Regierungsrätin, aufgedeckt hatte – ein wichtiges Beispiel dafür, dass Medienschaffende das politische Personal genauer anschauen müssen.

Worauf es im lokalen Journalismus ankommt, zeigte der SRF-Bundeshausredaktor Matieu Klee, der mit seinen Recherchen für das «Regionaljournal Basel-Baselland» immer wieder über die Region hinaus für Aufsehen gesorgt hat.

Raphael Rohner vom St. Galler Tagblatt erklärte, wie er den HSG-Plagiatsskandal aufgedeckt hatte, der landesweit Schlagzeilen machte.

Ebenfalls spannend war auch das Panel mit zwei Kennerinnen der Schweizer Politszene: Sermîn Faki und Nicole Lamon zeigten auf, wer in Bundesbern die Fäden zieht – und wie Medienschaffende dazu recherchieren. Sermîn Faki ist Blick-Politikchefin und langjährige Bundeshausjournalistin, Nicole Lamon war früher ebenfalls Politjournalistin, wechselte ins Bundeshaus als Kommunikationschefin von Bundesrat Alain Berset und kehrte in den Journalismus zurück. Seit Anfang Juni ist sie Ressortleitein Schweiz bei Le Temps.

Abgerundet wurde der Anlass durch ein Networking-Apéro – und einen Überraschungsgast: Der Karikaturist Silvan Wegmann, bekannt als Swen, zeigte auf, wie Journalismus und Pressezeichnung voneinander profitieren. Und dass Satire gerade in politisch schwierigen Zeiten eine wichtige Funktion übernimmt.

Eva Hirschi, Geschäftsführerin von investigativ.ch, freut sich über das grosse Interesse an der Jahreskonferenz: „Wir stellen immer wieder fest, wie sehr der Austausch über die Redaktionsgrenzen hinweg geschätzt wird und freuen uns, wie gross die Bereitschaft ist, Wissen weiterzuvermitteln, so dass wir alle voneinander lernen können.“