Rückblick auf die zweite Swiss Tech Journalism Conference

Von Datenlecks über Cyberangriffe bis hin zu Darknet: Die von investigativ.ch, Republik und Swiss Tech Journalists organisierte Konferenz zu Techjournalismus in Bern behandelte aktuelle Themen und warf heisse Debatten auf.

Fotos: Ⓒ Raphael Hünerfauth

Fundierter Tech-Journalismus ist so erforderlich wie noch nie. Die jüngsten Angriffe auf Staat, Firmen und Medien haben gezeigt, welche Auswirkungen die Technik auf unseren Alltag hat: Datenlecks, Sicherheitslücken und Datenschutzverstösse stellen nicht mehr nur Entscheidungstragende vor Probleme. Auch die Bevölkerung versteht, dass Gefahren durch Fehler in der digitalen Welt drohen.

Deshalb widmete sich die zweite Swiss Tech Journalism Conference in Bern diesem aktuellen Thema. Rechercheurinnen und Reporter verfolgen die digitalpolitischen Sachgeschäfte nicht zum Selbstzweck. Sie leisten eine wichtige Übersetzungsarbeit und stellen kritische Fragen, um weitere Gefahren verhindern zu können.

Konkrete Tipps und spannende Diskussionen

So erklärte etwa Rebecca Ciesielski vom «Bayerischen Rundfunk» verschiedene Methoden der algorithmischen Verantwortlichkeiten (Algorithmic Accountability Reportings). Sie erzählte, ob Smartphones uns heimlich belauschen und wie Medienschaffende solchen Fragen auf den Grund gehen können.

Otto Hostettler vom «Beobachter» sprach in seinem sehr unterhaltsamen Referat über die Chancen und Grenzen von Recherchen im Darknet und zeigte, wo Erpresserbanden geklaute Daten zum Verkauf anbieten.

Reto Vogt, Chefredaktor von «Inside IT», zeigte auf, wie ein Fachmagazin mit wenig Ressourcen auf exklusive Stories stossen kann.

Und Tech-Reporterin Adrienne Fichter sprach mit Digitalpolitiker und Grünen-Nationalrat Gerhard Andrey über Regulierung der sogenannten «künstlicher Intelligenz», IT-Beschaffungsskandale und digitale Souveränität. Der Bundesratskandidat kritisierte dabei das fehlende «digitale Knowhow» in der Regierung.

Panel zum Thema Cyberangriffe

In einem hochkarätigen Panel wurde schliesslich über die für die Medienwelt besorgniserregenden Cyberangriffe diskutiert. Im März wurden die Verlage «NZZ» und «CH Media» angegriffen, worauf «CH Media» verschiedene Medienhäuser mit einer superprovisorischen Verfügung belegte.

Roland Kühne von «CH Media» nahm dazu Stellung und sprach mit Reto Vogt von «Inside IT» und Marc Ruef der Sicherheitsfirma Scip unter der Leitung von Moderatorin Sylke Gruhnwald darüber, was Cyberangriffe für betroffene Mitarbeitende und für die Berichterstattung bedeuten.

Vernetzung über die Redaktionsgrenzen hinweg

Die angeregten Diskussionen wurden beim anschliessenden Apéro weitergeführt. Der Verein Swiss Tech Journalists, das Online-Magazin «Republik» und das Recherche-Netzwerk investigativ.ch ziehen eine positive Bilanz der zweiten Swiss Tech Journalism Conference. Das Interesse war gross – sowohl von Seiten der Medienschaffenden als auch von engagierten Informatikern und anderen Personen aus der IT-Branche.

Die Veranstaltung wurde von der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung finanziell unterstützt. Timo Grossenbacher, Vorstandsmitglied von investigativ.ch und Leiter Automated Journalism bei Tamedia, sowie Adrienne Fichter, Co-Präsidentin der Swiss Tech Journalists und Redaktorin bei der Republik, führten durch den Abend.